Martians

MARTIANS - EIN AUSSERIRDISCHER KOMMT SELTEN ALLEIN

"Martians! Martians! - Die Marsianer kommen!" - diesen Ausruf hatte Halloween 1938 wohl so mancher Amerikaner auf den Lippen, als bei der legendären Radioausstrahlung des Hörspiels WAR OF THE WORLDS von Orson Welles eine regelrechte Panik ausbrach. Fünfzig Jahre später fällt aber keiner mehr darauf herein, oder doch?

Eine Handvoll kleiner, grüner Marsianer, gerade in der Nachbarschaft in eine fürchterliche Raumschlacht verwickelt (die Angelegenheit steht nicht gerade zu ihren Gunsten), fängt die Radiosignale auf und glaubt, die Erde würde von ihren Kollegen mit einer Invasion großen Maßstabs überzogen. So eine Gelegenheit sollte man natürlich nicht ungenutzt lassen und ab geht's in Richtung blauer Planet. Bereits in diesen anfänglichen Szenen trumpft der Film mit erstaunlicher Tricktechnik und einigen hundertprozentigen Gags auf.

Gleich nach ihrer Landung heften sich die ersten Erdlinge an ihre Fersen: der Deputy des Ortes Big Bean, der sie mit 3000 Stundenkilometern beim Überlandflug geblitzt hat und der Farmer Wrenchmuller, in dessen Scheune sie, zwecks Notlandung, gekracht sind. Bevor nun aber kräftig in die Invasion eingegriffen werden kann, müssen die fünf kampflustigen Außerirdischen erst einige Hürden überwinden. So stellt bereits die Überquerung einer Landstraße ein erhebliches Problem dar, da sie für ein raffiniert getarntes Minenfeld gehalten wird. Und keiner will die grünen Gnome in Raumklamotten und mit Welteroberungsrucksack, so richtig ernst nehmen, da ausgerechnet an diesem Abend Halloween gefeiert wird und zahllose verkleidete Kinder durch die Gegend laufen.

Als die Außerirdischen schließlich den Tankwart des Ortes zu einem menschlichen Roboter umpolen, einen Maissilo, den sie für einen Raketensilo halten, so lange mit Laserstrahlen erhitzen, bis er platzt und tonnenweise Popcorn umherfliegt und sie letztendlich die Menschen über das Fernsehen auffordern, sich ihnen zu unterwerfen, beginnt die Jagd auf sie (O-Ton des Deputys: "Was sollen wir machen, die Leute wollen grünes Blut sehen?!"). Hätte nicht die kleine Kathy Hoxley, Tochter des neuen Sheriffs, ein Herz für das gurkenfarbene Quintett und erkannt, daß sie "nicht wirklich böse, sondern nur dämlich sind", wäre es um sie geschehen.

Die Marsianer sind mit ihrem naiven Charme und ihrer Tölpelhaftigkeit eine wohltuende Abwechslung zu den sonst so blutrünstigen und ekelhaften außerirdischen Monstern der letzten Jahre. Patrick Read Johnsons Inszenierung verrät Sinn für Timing und Tempo und die ironischen Dialoge, von Schauspielern vorgetragen, die genüßliche Rollenparodien bekannter Vorbilder liefern (z.B. INVADERS FROM MARS, WAR OF THE WORLDS, THE THING), runden zusammen mit den durchweg gelungenen Spezialeffekten den guten Eindruck ab. Leider ist die höchst vergnügliche und kurzweilige Genreparodie des ehemaligen INDUSTRIAL LIGHT AND MAGIC- Mitarbeiters Johnson bei uns im Kino völlig untergegangen.

So laßt uns denn zum Schluß das Lied des einsamen Marsianers anstimmen, welches sie, von den Menschen gejagt, von ihrem Raumschiff abgeschnitten nachts am Lagerfeuer anstimmen. Denn trotz aller Eroberungsgelüste: auch Marsianer haben Heimweh.

Mit Wehmut in der Stimme und zur Melodie von WHERE THE BUFFALO ROAMS:

    "Oh, laßt mich heimfliegen
    und den Arcturus besiegen
    und auch die Plips und die Burbs
    und die Futzimurps.
    Die Luft wird so dünn,
    danach steht mir der Sinn,
    und ein Wind vom Saturn führt uns hinfort.
    Mars, Mars, Du bist mein Heim,
    wo alle so klein sind wie ich.
    Ich wünscht', ich wär' dort
    und die Erdlinge fort
    und zwei Monde würden lachen immerfort."

Bewertung: 10 Punkte

  • MARTIANS
  • USA 1990
  • Regie: Patrick Read Johnson
  • Produktion: Luigi Cingolani
  • Drehbuch: Patrick Read Johnson, Scott Lawrence Alexander
  • Kamera: James L. Carter
  • Musik: David Russo
  • Darsteller: Douglas Barr, Ariana Richards, Royal Dano, Kevin Thompson und die Marsianer Giggywig, Blaznee, Pez, Dr. Ziplic und Captain Bipto
  • FSK: 12
  • 90 Minuten
  • Highlight