Addams Family

ADDAMS FAMILY

Adaptionen bekannter und unbekannter Comics für die Leinwand oder das Fernsehen erfreuen sich sowohl beim Publikum als auch bei den Produzenten einer konstanten Popularität. So war es nur eine Frage der Zeit, bis auch eines der Glanzstücke der amerikanischen TV-Kultur der 60'er Jahre, die Serie THE ADDAMS FAMILY, für das Kino entdeckt wurde. Das eher slapstick-orientierte Rip-Off THE MUNSTERS schaffte bereits damals den Sprung auf die Leinwand.

Daß die Addams keine der üblichen Bilderbuch-Familien sind, dürfte aus der gleichnamigen TV-Serie (bei uns z.Zt. auf RTL) bekannt sein. Nicht endlose Streitereien oder Gesetzesverstöße sind jedoch das Besondere an dieser Familie, sondern die eigentümlichen Charakterzüge und Gewohnheiten der Mitglieder. So beschreitet beispielsweise das Töchterchen Wednesday immer wieder neue Wege, ihr Brüderchen zu malträtieren oder gar zu töten. Von den Eltern wird dieses Verhalten nur mit einem Kopfschütteln quittiert, genauso wie etwas das Spiel "Gibt es einen Gott?", das auf einem elektrischen Stuhl ausgetragen wird. Vater Gomez spielt mit dem "Eiskalten Händchen" eine Partie Schach oder schlägt mit Genuß dem Nachbarn einen Golfball auf den Frühstückstisch, während Mutter Morticia den liebevoll gezüchteten Rosen die Blüten abschneidet und die Stengel in die Vase stellt.

Trotz aller Gemeinheiten und kleiner Foltereien, die eher Lust- als Schmerzgefühle auslösen, wirken die Addams dennoch stets liebenswert und sympathisch. Jahrhunderte zuvor als Hexen verbrannte Urahnen sind ihre Idole und beim gemeinsamen Mittagsmahl wird die Forderung, etwas über den Tisch zu reichen, mit einem barschen "Sofort!" auf "höfliche" Art unterstrichen.

Da verwundert es nicht, daß durch diese köstlichen "Set Pieces" die eigentliche Handlung - es geht um den einst im Bermuda-Dreieck verschwundenen und wieder zurückgekehrten Onkel Fester - in den Hintergrund rückt. Spüren die Damen des Hauses Addams bereits sehr früh, daß Fester nicht der ist, für den er sich ausgibt, ist Gomez überglücklich, seinen geliebten Bruder wieder in der Familie zu wissen. Es stört ihn nur ein wenig, daß Fester sich nicht mehr an alte Familientraditionen und -ritualeerinnern kann.

Hinter all dem steckt der Anwalt der Addams, Tully, der mittels Onkel Fester, der nämlich von einem Doppelgänger gespielt wird, an das Vermögen der Familie gelangen will. Auf diese Weise schafft er es tatsächlich, die Familie zunächst aus ihrem Heim zu vertreiben, doch nicht umsonst lautet das Motto der Addams: "Wir verspeisen mit Freuden all jene, die versuchen, uns zu bezwingen."

Das baufällige Haus der Addams und die Innendekorationen wurden detailreich und mit morbidem Geschmack ausgeschmückt und bilden ein passendes, nicht zu aufdringliches Szenario für das Geschehen. Wie so oft in Comicadaptionen stellt weniger die vorlagegerechte Atmosphäre, sondern die unspektakuläre Handlung ein Problem für den Film dar. Doch die Autorin Caroline Thompson hat bereits mit ihrem vorherigen Werk EDWARD SCISSORHANDS bewiesen, daß nicht so sehr der Inhalt an sich, sondern eher dessen Umsetzung entscheidend ist. Wer trotz fehlendem Spannungsbogen aufmerksam bei der Stange bleibt, wird mit ironischen und ausgefüllten Dialogen und exzellenten Schauspielerleistungen belohnt.

So werden z.B. eine Schultheateraufführung, die den Begriff "blutige Anfänger" anschaulich illustriert, und der Kosakentanz auf der Familienfeier mit Genuß vorgetragen und von der Kamera bestmöglichst eingefangen. Das "Eiskalte Händchen" darf ebenfalls mehr leisten, als nur aus einer Schachtel herausgreifen. Es saust durch die Wohnung, quält Golfbälle, öffnet Türen und arbeitet schließlich sogar als Bürobote. Die dabei verwandten Tricktechniken wie Modelltrick und Rotoskopie können überzeugen.

Bewertung: 10 Punkte

  • THE ADDAMS FAMILY
  • USA 1991
  • Regie: Barry Sonnenfeld
  • Produktion: Scott Rudin
  • Drehbuch: Caroline Thompson, Larry Wilson
  • Kamera: Owen Roizman
  • Musik: Marc Shaiman
  • Darsteller: Raul Julia, Anjelica Huston, Christopher Lloyd, Christina Ricci, Jimmy Wallman, Dan Hedaya, Carel Stuycken
  • FSK: 12
  • Columbia Tri-Star
  • 100 Minuten