Star Trek Animated
Das vergessene Kultobjekt
von Eckmar Brand und Markus Janda
Die klassische Originalserie STAR TREK lief von 1966-1969 im amerikanischen Fernsehen. Aufgrund ungünstiger Sendezeiten erzielten die Weltraumausflüge der "Enterprise" von Jahr zu Jahr schlechtere Einschaltquoten, so daß NBC die Serie nach nur drei Seasons wieder aus dem Programm nahm. Als sie in den folgenden Jahren von privaten TV-Sendern zu besten Sendezeiten wiederholt wurde, schnellten die Quoten nach oben und der Ruf nach einer Wiederbelebung der Serie wurde laut.
Doch bei NBC dachte man gar nicht daran, neue Folgen zu produzieren. "Zu teuer!" hieß es dort in der Chefetage. Stattdessen beschloß man 1973, eine deutlich preisgünstigere STAR TREK-Zeichentrickserie für das Samstagmorgen-Programm zu produzieren.
Für die Stimmen der Zeichentrickcharaktere wurden die Darsteller der Originalserie unter Vertrag genommen - mit Ausnahme von Walter "Chekov" Koenig. Die Crew der "Enterprise" hatte sich nämlich leicht verändert. Chekov mußte seinen Platz räumen, dafür wurden zwei neue Charaktere eingeführt: Lt. Arex (ein Alien mit drei Armen) und Lt. M'ress (eine Katzenfrau). Arex wurde - freilich ohne schottischen Akzent - von James "Scotty" Doohan gesprochen, M'ress von Nichelle "Uhura" Nichols. Obwohl Pavel Chekov ausgemustert worden war, blieb Walter Koenig der Serie erhalten - und zwar als Drehbuchautor. Er verfaßte das Skript für die Episode "The Infinite Vulcan".
Koenig war indes nicht der einzige bekannte Drehbuchautor der Serie. D.C. Fontana, Stephen Kandel und viele andere Autoren waren zuvor schon für die Originalserie tätig. Der SciFi-Schriftsteller David Gerrold setzte für die Zeichentrickserie seine STAR TREK-Kult-Episode "The Troubles With Tribbles" fort. Überhaupt wurden viele Ereignisse aus der Originalserie wieder aufgegriffen und auch ehemalige Gaststars tauchten nieder auf (z.B. Cyrano Jones, Harry Mudd und Sarek), die ebenfalls von den Originaldarstellern gesprochen wurden.
Die STAR TREK-Zeichentrickserie wurde im sogenannten Limited-Animation-Verfahren gedreht, das bei Trickfilmserien allgemein üblich ist. Bei diesem Verfahren werden bei weitem nicht soviele Einzelbilder gezeichnet wie etwa bei den aufwendigen Disney-Kinofilmen, darum wirken die Bewegungen der Figuren nicht besonders flüssig. Bei STAR TREK wurden aber selbst im Limited-Animation-Verfahren noch wesentlich mehr Bilder verwendet, als z.B. bei japanischen Serien wie CAPTAIN FUTURE oder ULTRAMAN.
Auch für die Trickfilmserie kam frühzeitig das Aus. Der ständige Spagat zwischen vergnüglicher Action-Ware für Kinder und anspruchsvoller Fernsehkost für Erwachsene führte dazu, daß die Zeichentrickabenteuer von Kirk, Spock & Co. auf die Dauer weder die eine noch die andere Gruppe zufriedenstellten. Die Einschaltquoten sanken rapide, so daß NBC noch vor Ende der zweiten Season (und trotz einer "Emmy"-Auszeichnung) die Notbremse zog.
In Deutschland liefen 1976 insgesamt 18 der 22 Zeichentrickfolgen unter dem Titel DIE ENTERPRISE im ZDF, und zwar jeden Dienstag um 18.20 Uhr, damals der traditionelle Trickfilmtermin für die Kleinen. Statt wie in den USA die Serie mit den gleichen Stimmen zu synchronisieren, die schon in der Live-Action-Serie zu hören waren, bemühte man hierzulande gänzlich neue Vokalisten vors Mikrofon. Zudem trimmte das ZDF die an sich ernst gemeinte Serie mit flapsigen Dialogen auf "Space Comedy". Auch wurden die ausgestrahlten Folgen sehr stark gekürzt. Zur Freude aller Trekkies brachte CIC 1994 sämtliche Episoden auf Video heraus, ungeschnitten und seriös synchronisiert!
Dieser Artikel erschien im Spookie Nr. 2, Juli 1996
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