Whatever you want
Bodybuilding-Weltmeister Ralf Möller ist der neue Conan.
von Ralf Meier
"Natürlich sieht es so aus, als sei die CONAN-Rolle jetzt der Durchbruch für mich. Tatsächlich war der Durchbruch aber schon vor einigen Jahren die Phase, in der ich ganz schnell meine ersten kleineren Rollen in größeren Filmen erhielt. Darauf müssen die meisten angehenden Schauspieler lange Zeit warten." Zwischen zwei Happen Salat zieht Ralf Möller im Planet Hollywood eine kurze Zwischenbilanz von fünf Jahren Hollywood. Erinnert sich an seine Auftritte in CYBORG (1988), OCCHIA ALLA PERESTROIKA (1990) und BEST OF THE BEST II (1992). "Wenn ich nach vier oder fünf Jahren die erste kleine Rolle erhalten hätte, dann wäre das für diese Stadt normal gewesen."
Eines ist Conan, der Serienheld, aber ganz sicher für Ralf: Ein Meilenstein in seiner Karriere. Die Figur des prähistorischen Schwertkämpfers wird ihm weltweite Publicity verschaffen. Schon bevor die erste Klappe gefallen ist, haben zahlreiche Fernsehanstalten die Ausstrahlungsrechte erworben, u.a. auch das ZDF. Rechtzeitig zu Weihnachten 1997 soll die Serie in Deutschland mit einem zweistündigen Special gestartet werden. Danach werden die Folgen jeweils Samstags von 18.00 bis 19.00 ausgestrahlt. Doch bis es soweit ist, wartet noch einiges an Arbeit auf die zahlreichen Akteure vor und hinter den Kameras. Im Mai beginnen die Dreharbeiten für die ersten 22 Folgen, von denen jede gut 1,2 Mio. Dollar kosten wird. In den jeweils einstündigen Episoden kämpft Conan mit seinen Getreuen nicht nur gegen den tyrannischen Unterdrücker seines Volkes, Hissah Zul, sondern auch gegen mystische Ungeheuer, die das hyberische Zeitalter noch in Angst und Schrecken versetzten. Auch mit schwarzer Magie hat er es aufzunehmen. Mehr als einmal muß er sich außerdem mit der ebenso hübschen, wie durchtriebenen Königin der Banditen, Karela, auseinandersetzen. Die Haßliebe zwischen den beiden stellt Conan auf so manche harte Probe.
Aus dem Zerstörer und Eroberer Conan, mit dem Arnold Schwarzenegger zu Beginn der 80er Jahre weltweit zum Star aufstieg, wurde für das Fernsehen CONAN, DER ABENTEURER. Für die Produktion zeichnet die Keller Entertainment Group verantwortlich, deren Serienhits wie ACAPULCO HEAT und TARZAN sich auch in Deutschland zu Dauerbrennern entwickelt haben. Zunächst werden sechs Wochen in der rumänischen Hauptstadt Bukarest gedreht, wo schon jetzt mehrere Tausend Statisten auf ihren Auftritt warten. Hier werden die imposanten Massen-Szenen gedreht, bevor es im Anschluß für fünf Monate ins traumhaft schöne mexikanische Küstenstädtchen Porto Vallarta geht.
Bereits jetzt interessieren sich die Medien weniger für die Rolle selbst als für die Personality des hünenhaften Deutschen, der es "against all odds" geschafft hat, in Hollywood Fuß zu fassen. Trotz einer ganzen Armada hoffnungsvoller, aber nichtsdestotrotz arbeitsloser amerikanischer Schauspieler, trotz der anfänglichen Sprachbarriere, trotz einer Einstellung die es ihm verbot, sich gleich auf jede angebotene Rolle zu stürzen. Viele werden ihm in dieser Zeit die Daumen gedrückt haben, doch daran, daß er es tatsächlich schafft, werden wohl nur die wenigsten geglaubt haben. Doch gerade dieser Glaube an die eigene Leistungsfähigkeit spielt eine ganz besondere Rolle im Leben und in der Karriere des Ralf Möller. Er selbst ist fest davon überzeugt, daß "man alles erreichen kann, was man sich vornimmt." Vier Anläufe brauchte er, bevor er endlich 1986 in Tokio zum Weltmeister gekürt wurde. Die meisten anderen hätten längst das Handtuch geworfen oder die Schuld bei den Kampfrichtern oder wo auch immer gesucht. Kein Thema für Ralf. Mit stoischer Gelassenheil stellte er sich immer wieder der Konkurrenz und den Juroren. Immer in der Gewißheit, daß sein Tag kommen würde. Und sein Tag kam. Als Bodybuilder und später als Schauspieler. Immerhin liegen neun Jahre zwischen den ersten Gehversuchen beim Film in CYBORG und der Hauptrolle in CONAN.
"Ich habe von Anfang an immer fest an mich geglaubt. Zuerst haben alle gesagt, ich könne niemals Weltmeister werden, da ich einfach zu groß sei, um die entsprechenden Proportionen aufzubauen. Dann hin ich ohne Englischkenntnisse nach Amerika gegangen. Obwohl es dort hunderttausend Schauspieler auf Rollensuche gibt, hatte ich bereits nach wenigen Monaten einen Part in UNIVERSAL SOLDIER. Und ich habe dies alles allein geschafft. Viel gelernt habe ich dabei von Arnold. Zwei Stunden mit ihm im Trailer sind lehrreicher als ein halbes Jahr in Hollywood. Aber ich habe nie versucht, über den Kontakt zu Arnold Karriere zu machen. Für die CONAN-Rolle mußte ich zweimal zu aufwendigen Screentests. Niemand gibt 15 Mark an der Kinokasse aus, nur um jemanden zu sehen, der mit einem Hollywoodstar befreundet oder verwandt ist. Letztlich ist der Erfolg auch das Ergebnis davon, wie man mit Niederlagen umgehen kann, denn die Rückschläge überwiegen. Dabei hilft eine sportliche Vergangenheit. Dabei lernt man, mit Niederlagen zu leben und aus ihnen zu lernen."
Auszug aus dem Artikel "Whatever you want", erschienen in "Sport & Fitness" Nr 2 März/April 1997, mit freundlicher Genehmigung der Sport & Fitness Benno Dahmen GmbH, Krefeld
Dieser Artikel erschien in Spookie Nr.5, Mai 1997
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