von menschenaffen und vielen mäusen
ein rückblick auf PLANET DER AFFEN
teil2: eine science-fiction-serie startet durch
von Markus Janda
Nachdem PLANET DER AFFEN unerwartet einen satten Gewinn von zehn Millionen Dollar abgeworfen hatte, war es nur eine Frage der Zeit, wann 20th Century Fox das erste Sequel folgen lassen würde. Bereits 1969 wurde Rod Serling (TWILIGHT ZONE) beauftragt, eine Fortsetzung zu schreiben. Seine sämtlichen Entwürfe wurden allerdings abgelehnt. Auch ein Drehbuchvorschlag von Pierre Boulle, dessen Roman PLANET DER AFFEN für den ersten Film als Vorlage diente, fand keine Verwendung. Schließlich engagierte 20th Century Fox den GOLDFINGER-Autoren Paul Dehn, der unter dem Allerweltstitel "Planet of the Apes Revisited" endlich ein taugliches 1. Skript ablieferte, das nach Ansicht der Produzenten nur noch weniger Änderungen bedurfte. Dehns Buch sah beispielsweise vor, daß am Ende des Films die Geburt eines Mischwesens, halb Mensch, halb Affe, gezeigt werden sollte - als Symbol einer Versöhnung beider Rassen. Aus Angst, das geldbringende PG-Rating zu verlieren, wurde diese Szene gestrichen.
Dagegen folgte man einem Vorschlag von Charlton Heston, der im zweilen Teil der AFFEN-Saga noch einmal als Astronaut Taylor in Erscheinung treten sollte. Heston meinte, man solle am Schluß die Erde mit der im Drehbuch auftauchenden Alpha-Omega-Bombe einfach in die Luft jagen. Weil Heston in RÜCKKEHR ZUM PLANET DER AFFEN lediglich ein kurzes Gastspiel geben wollte, führte Dehn einen neuen Protagonisten in die Handlung ein - den Astronauten Brent, der, nachdem Burt Reynolds den Part abgelehnt hatte, von James Franciscus (VERSCHOLLEN IM WELTRAUM) verkörpert wurde.
Eine Umbesetzung fand auch für den brutalen Gorilla- General Ursus statt, den anfänglich Orson Welles spielen sollte, der aber später durch James Gregory ersetzt werden mußte.
In RÜCKKEHR ZUM PLANET DER AFFEN stürzt Brent, der den Auftrag hat, seinen verschollenen Kollegen Taylor aufzuspüren, über einem unbekannten Planeten ab (Kenner des Originals wissen sofort, daß es sich dabei um den Planet der Affen, bzw. die Erde handelt). Er trifft auf die stumme Nova, die Taylors Erkennungsmarke um den Hals trägt. Daraus schließt Brent, daß er Taylor dicht auf der Spur ist. Auch Brent wird von den Affen entdeckt und gejagt. Er rettet sich mit Nova in die Verbotene Zone. Als sie tiefer in ein unterirdisches Gewölbe eindringen, stellt Brent erschüttert fest, daß er sich in den Ruinen der New Yorker U-Bahn befindet. Hier stößt er auf Taylor und macht Bekanntschaft mit den entstellten Bewohnern der Verbotenen Zone, die eine Kobaltbombe als Gottheit verehren.
Ein Angriff der von General Ursus geführten Gorilla-Armee, die in der Verbotenen Zone neuen Lebensraum erobern soll, endet mit der Zündung der Bombe. Die Erde verglüht in einer gewaltigen Atomexplosion.
RÜCKKEHR ZUM PLANET DER AFFEN erwies sich an den Kinokassen als recht erfolgreich, dementsprechend erschien 1971 der nächste Film unter dem Titel FLUCHT VOM PLANET DER AFFEN. Wieder war es Paul Dehn, der das Drehbuch verfaßte. Nun hatte er sich allerdings mit der finalen Explosion in RÜCKKEHR ZUM PLANET DER AFFEN vorzeitig um den Handlungsort gebracht. Guter Rat war teuer, denn ohne die Erde konnte Dehn schwerlich einen Plot auf die Beine stellen. Er löste das Problem, indem er einen einfachen Kniff anwandte: Statt Menschen in die Zukunft schickte er diesmal Affen in die Vergangenheit.
Die Schimpansen Cornelius, Zira (beide traten bereits in den vorhergehenden Filmen auf) und Milo landen, nachdem sie der Zerstörung ihrer Heimatwelt mit einem Raumschiff entkommen konnten, per Zeitsprung im heutigen Amerika, wo sie anfangs wie gewöhnliche Affen behandelt werden, bis sie ihr selbstauferlegtes Schweigen brechen und sich als dem Menschen ebenbürtige Intellektuelle zu erkennen geben Die Bevölkerung reagiert begeistert auf die Ankunft der sprechenden Affen. Erst als bekannt wird, daß Zira schwanger ist, äußern die US-Behörden ihre Bedenken. Ängstliche Wissenschaftler befürchten, daß eine Vermehrung der intelligenten Affen die gesamte Menschheit bedrohen könnte. Man beschließt, Cornelius und Zira zu sterilisieren (Milo, der dritte im Bunde, wurde zwischenzeitlich bei einem Zooaufenthalt von einem Gorilla angefallen und getötet). Die Schimpansen widersetzen sich jedoch und fliehen. Der Zirkusbesitzer Armando (Ricardo Montalban) gewährt ihnen Unterschlupf: Zira kann ungestört ihr Kind zur Welt bringen. Ihr Aufenthalt währt indes nicht lange, denn die beiden erfahren, daß die Polizei Armandos Zirkus kontrollieren will. Bevor Cornelius und Zira ihre Flucht fortsetzen, tauscht Zira ihr Neugeborenes gegen das einer gewöhnlichen Schimpasin aus dem Zirkus aus. Auf einem verlassenen Frachtschiff werden die Affen gestellt und erschossen. Einige Kilometer entfernt lernt kurz darauf das Schimpansenkind Cäsar sein erstes Wort: "Mama "
Diese dritte Episode im insgesamt fünfteiligen Affen-Reigen ist fraglos die vergnüglichste, wenngleich der Humor nicht immer gewollt ist. Doch wer will einem das Lachen verübeln, wenn im Laufe des Films gleich zweimal sogenannte echte Affen ins Bild rücken, denen man die Herkunft aus einer heillos überforderten Masken-Abteilung deutlich ansieht.
Höhepunkt der von Regisseur Don Taylor bewußt inszenierten Komik-Einlagen ist ein Einkaufsbummel, in dessen Verlauf Cornelius und Zira sich gegenseitig ihre frisch erworbene Garderobe vorführen. Die groteske Modenschau entlarvt die alljährliche Präsentation neuesten Haute-Couture-Wahnsinns mit ihren immergleichen Posen als das, was sie in Wirklichkeit ist: Ein ganz schön affiges Gehabe. Gleichzeilig greifen Autor und Regisseur verstärkt das Thema Rassismus auf. Die Sorge der Wissenschaftler, eine Vermehrung der Affen könne den Untergang der Menschheit bedeuten, erinnert nicht umsonst an das mal mehr, mal weniger laute Gejammer über die dreckigen Ausländer, die angeblich Schuld tragen an Arbeitslosigkeit und Wohnungsnot und für die manch einer in Gedanken eine ähnlich radikale Behandlungsmethode gefunden haben mag, wie der im Film gezeigte Untersuchungsausschuß im Fall von Cornelius und Zira.
Für FLUCHT VOM PLANET DER AFFEN schlüpfte die Schauspielerin Kim Hunter zum dritten- und letztenmal in die Rolle der engagierten Schimpansenärztin Zira. Mit ihrem tragischen Filmtod verabschiedete sie sich aus der bis dato erfolgreichsten SF-Kinoserie. Damit legte nach Maurice Evans, der in PLANET DER AFFEN und RÜCKKEHR ZUM PLANET DER AFFEN den gelehrten Orang-Utan Zaius mimte, neuerlich ein Affendarsteller der ersten Stunde für immer seine Maske ab. Lediglich Roddy McDowall blieb dem Publikum erhallen. Zwar stirbt im dritten Teil sein Alter Ego Cornelius im Kugelhagel der Polizei, doch feierte McDowall schon im nächsten Film EROBERUNG VOM PLANET DER AFFEN als aufrührerischer Jungschimpanse Cäsar seine Auferstehung. Im Gegensatz zu seinen beiden Vorgängern wurde FLUCHT VOM PLANET DER AFFEN ein finanzieller Mißerfolg, wofür der Produzent Arthur P. Jacobs die Verleihfirma 20th Century Fox verantwortlich machte, die seiner Meinung nach zu wenig für die Werbung getan hatte.
Bloß ein Jahr später, 1972, startete 20th Century Fox den vierten, von J. Lee Thompson inszenierten, Film EROBERUNG VOM PLANET DER AFFEN. In einem Polizeistaat in naher Zukunft (laut Einblendung 1990) müssen unter der Herrschaft des rücksichtslosen Gouverneurs Breck Menschenaffen Sklavendienste verrichten. Das Straßenbild wird von den Gorillas und Schimpansen in ihren roten, grünen und gelben Arbeitsanzügen bestimmt. Cäsar, der nach dem gewaltsamen Tod seiner Eltern von dem wohlmeinenden Zirkusdirektor Armando (erneut verkörpert von Ricardo Montalban) großgezogen wurde, ist von dem Anblick entsetzt. Obwohl ihm sein Ziehvater eingeschärft hat, sich nicht durch seine Sprache zu verraten, verliert Cäsar bei seinem ersten Stadtbummel angesichts eines Gorillas, der von Sicherheitskräften brutal niedergeknüppelt wird, die Beherrschung und äußert lautstark seine Empörung. Armando hofft, die Angelegenheit aus der Welt schaffen zu können, indem er sich selbst der Polizei als Zwischenrufer stellt. Doch Breck und sein Polizeichef Kolp glauben ihm nicht, denn die Furcht vor den sprechenden Schimpansen ist unterschwellig immer noch vorhanden. Armando wird festgenommen und wiederholt verhört. Bei einem Versuch, der hartnäckigen Polizeibefragung zu entkommen, stürzt sich Armando zu Tode. Unterdessen hat sich Cäsar am Hafen versteckt, wo er sich in eine Gruppe von neu importierten Affensklaven schmuggelt. Er durchläuft wie die anderen Affen die verschiedenen Stadien des brutalen Sklavenausbildungsprogramms und wird schließlich auf einer Auktion für Brecks Haushalt als Diener ersteigert. Als Cäsar von Armandos Tod erfahrt, sinnt er auf Rache. Er plant eine großangelegte Revolte, mit der er die Herrschaft der Menschen ein für allemal brechen will.
EROBERUNG VOM PLANET DER AFFEN, der Arthur Jacobs von allen fünf Filmen am besten gefiel, hebt sich insofern vom Rest der Serie ab, als daß hier die Machtverhältnisse einmal konsequent umgekehrt wurden. Waren es in PLANET DER AFFEN noch die Menschen, die sich dem Diktat der wesentlich fortschrittlicheren Affen beugen mußten, so sind es nun die Gorillas und Schimpansen, die unter der Knute der geistig potenteren Menschen zu leiden haben. Cäsar befindet sich dabei in einer ähnlichen Lage wie der Astronaut Taylor in PLANET DER AFFEN. Beide ragen aufgrund ihrer Fähigkeit zu sprechen über ihre niederen Artgenossen hinaus, die keine artikulierten Laute von sich geben können und von einer viel weiter entwickelten Rasse unterdrückt und ausgebeutet werden. Zugleich stellen beide eine Gefahr für das jeweilige System dar. Taylor wird von den Affen gefürchtet, weil er ein Mensch ist, das einzige Wesen, das einer alten Schriftrolle zufolge aus Sport, Lust oder Gier tötet - das einzige Wesen, das sich einst selbst nahezu ausgerottet hat.
Cäsar dagegen ist bei den Menschen als einer jener Affen verrufen, die in ferner Zukunft den Menschen ablösen, ihn jagen, zu Forschungszwecken sezieren und schließlich einen Krieg vom Zaun brechen werden, der in der Zerstörung der Erde gipfeln wird. Im Gegensatz zu Taylor, dem am Ende nur die Flucht bleibt, überwindet Cäsar mit Hilfe der übrigen Affen seine Unterdrücker und legt damit den Grundstein für einen autonomen Affenstaat, der einmal die ganze Erde umfassen wird - übrigens ein böser Schnitzer von Drehbuchautor Paul Dehn, der offenbar vergessen hatte, daß Cornelius in FLUCHT VOM PLANET DER AFFEN von einem Gorilla namens Aldo berichtet, der sich laut Überlieferung als erster gegen den Menschen aufgelehnt und mit einem gutturalen "Nein!" zur Sklavenarbeit die Emanzipation der Affen eingeleitet haben soll. Dem Unterhaltungswert von EROBERUNG VOM PLANET DER AFFEN tut dies allerdings keinen Abbruch.
1973 ließ dann nicht nur die Flower Power nach, auch den Affen ging allmählich die Puste aus. Die kraftlose Manöverübung, die in jenem Jahr die alles entscheidende SCHLACHT UM DEN PLANET DER AFFEN vorstellen sollle, war ein deutlicher Beweis dafür, daß das Thema ausgereizt war. Daran vermochte selbst das neu verpflichtete Autoren-Paar John W. und Joyce H. Corrington nichts zu ändern. Ihre Geschichte setzte sich durchgehend aus Elementen der vorigen Filme zusammen.
Nach dem weltweiten Aufstand der Affen ist die Erde durch einen verheerenden Atomkrieg verwüstet worden. Nur wenige Affen und Menschen überlebten die Katastrophe. Die neu entstandene Gesellschaft wird von den Affen beherrscht. Ihr Führer ist Cäsar, der eines Tages erfährt, daß in den Ruinen von New York ein Tonhand liegen soll, das ein Interview mit seinen Eltern enthält. Cäsar macht sich umgehend auf den Weg dorthin. In der Ruinenstadt stößt er auf eine Gruppe grauenhaft entstellter Menschen, die von dem ehemaligen Affenaufseher Kolp angeführt werden, der von dem Gedanken besessen ist, alle noch lebenden Affen zu töten. Auf seinem Rückweg führt Cäsar Kolp und seine Armee unbeabsichtigt zum Dorf der Affen und ein Kampf auf Leben und Tod entbrennt...
Ein Blick in die Besetzungsliste von SCHLACHT UM DEN PLANET DER AFFEN verrät übrigens, womit John Landis (Regisseur von AMERICAN WERWOLF) früher seine Brötchen verdiente - nämlich als Affendarsteller. Er spielt im letzten Teil des Affen-Opus einen nicht näher benannten Schimpansen. Beinahe ein Routinejob, hatte er in seinem 1971 entstandenen Regiedebüt SCHLOCK - DAS BANANENMONSTER doch schon einmal einen Affen gespielt. Nach SCHLACHT UM DEN PLANET DER AFFEN wurde der Konflikt zwischen Affen und Menschen im Fernsehen fortgesetzt, einmal als Realserie und einmal als Zeichentrickserie. Zu beiden Serien liefern wir euch im nächsten "Spookie" detaillierte Infos. Außerdem wollen wir über die geplante Neuverfilmung von PLANET DER AFFEN berichten.
Dieser Artikel erschien in Spookie Nr.5, Mai 1997
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