Freitag der 13.

Freitag der 13.

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von Markus Janda

Neben Freddy Krueger und Michael Myers ist Jason Vorhees zweifellos der populärste Slasher der Filmgeschichte, und was die Zahl seiner (Film-) Opfer anbelangt, ist er eindeutig der Workaholic unter den Leinwandkillern. Nun annoncierte New Line Cinema im letzten Sommer das große Gipfeltreffen zwischen Jason und Freddy, für uns ein ausgezeichneter Anlaß, die bisherigen Solo-Auftritte von Jason Vorhees einmal kurz Revue passieren zu lassen.

Schöpfer von FRIDAY THE 13TH ist der Produzent Sean Cunningham, der 1973 mit LAST HOUSE ON THE LEFT seinen ersten Kinohit landete - für lange Zeit auch der einzige, denn seine folgenden Produktionen floppten allesamt. 1979, nach Fertigstellung der Baseball-Komödie MANNY'S ORPHANS, die ebenfalls kein Erfolg zu werden versprach, kam Cunningham zufällig die goldene Idee. Cunningham: "Ich überlegte mir gerade eine Werbekampagne für MANNY'S ORPHANS, als der Verleih auf mich zukam und meinte, daß mit dem Titel kein Geld zu machen sei. Ich solle mir doch bitte einen zugkräftigeren Titel ausdenken. In dem Moment schossen mir drei Worte durch den Kopf: FRIDAY THE I3TH. Ein Film, der so hieß, würde die Zuschauer sicher scharenweise ins Kino locken. Also beschloß ich, einen Film zu drehen, der zu diesem Titel paßte." Da kurz zuvor John Carpenter und George Romero mit ihren preiswerten Horrorstreifen HALLOWEEN, bzw. DAWN OF THE DEAD Millionengewinne gemacht hatten, entschied Cunningham, daß FRIDAY THE 13TH ein blutiger Schocker werden sollte.

"Ich beschloß, einen Film zu drehen, der zum Titel FRIDAY THE 13TH paßte." Regisseur u. Produzent Sean Cunningham

Gemeinsam mit dem Drehbuchautor Victor Miller ersann Cunningham die Schauermär von der psychopathischen Mutter Vorhees, die sich, nachdem ihr Sohn Jason durch die Unachtsamkeit zweier Jugendlicher, ertrunken ist, auf brutale Art und Weise an einer Teenagergruppe für das erlittene Ungemach rächt. Schauplatz des mütterlichen Rachefeldzuges sollte ein Ferienlager am fiktiven Crystal Lake sein (eine einsame Insel, ein Vergnügungspark und ein Hochhaus standen gleichfalls zur Debatte, wurden als Handlungsorte aber schnell wieder verworfen).

Die Dreharbeiten begannen am 4. September 1979 in Blairstown, New Jersey. Cunningham produzierte und führte Regie. Tom Savini, Vietnam-geschädigter Maskenbildner und Zombie-Experte (DAWN OF THE DEAD), sorgte für die berühmt-berüchtigten Spezialeffekte, darunter eine Köpfung in Zeitlupe, die unter Splatterfans besondere Verzückung auslöste. Er legte auch den Grundstein für das in den Folgefilmen immer groteskere Aussehen von Jason Vorhees, indem er dem vierzehnjährigen Ari Lehmann eine Glatze, schiefsitzende Augen und ein Pferdegebiß verpaßte. Von allen Jason-Darstellern hatte Ari im übrigen am wenigsten zu tun, spielte doch nicht er die Hauptrolle, sondern Betsy Palmer als blutrünstige Mrs. Vorhees.

Ganze vier Tage war er am Drehort, um seine zwei Szenen - das Ertrinken im See und das plötzliche Wiederauftauchen aus demselben, zu spielen. Letztere wurde allerdings zu einer echten Tortur, nicht nur für ihn, sondern auch für die Filmheldin Adrienne King, die in einem Boot auf dem Crystal Lake treiben und von Ari aus dem Wasser heraus attackiert werden sollte. King: "Für diese eine Szene brauchten wir drei Monate. Das erste Mal drehten wir sie im September, doch aus irgendeinem Grund waren die Aufnahmen unbrauchbar. Also wiederholten wir sie im Oktober, aber irgendwas ging wieder schief, so daß wir im November noch mal auf den See raus mußten. Zu der Zeit war es natürlich schon verdammt kalt. Als wir drehten, schneite es sogar. Weil die Geschichte aber im Frühling spielt, mußte ich entsprechend leicht bekleidet vor die Kamera. Dabei habe ich mir eine fürchterliche Erkältung eingefangen und durfte zwei Wochen lang im Bett liegen."

Im Mai 1980 startete FRIDAY THE 13TH in 700 amerikanischen Kinos und wurde mit einem Einspielergebnis von über 40 Mio. Dollar zu einem wahren Goldesel für den US-Verleih Paramount, der natürlich gleich auf eine Fortsetzung drängte. Davon wollte Cunningham jedoch nichts wissen: Er drehte statt dessen für United Artists A STRANGER IS WATCHING. Den vakanten Posten des Regisseurs übernahm daraufhin Steve Miner, Co-Produzent des ersten Teils. Auch Tom Savini stand nicht mehr zur Verfügung. Er wurde durch Carl Fullerton (SILENCE OF THE LAMBS) ersetzt. Zudem erschien mit dem 23jährigen Frank Mancuso Jr. ein neuer Produzent auf der Bildfläche, der der Slasher-Reihe bis Teil 8 treu bleiben und Ende der 80er Jahre die FRIDAY THE I3TH-Fernsehserie ins Leben rufen sollte.

Die Handlung von FRIDAY THE 13TH, Part 2 unterscheidet sich kaum von der des Originals. Jason, der gar nicht ertrunken ist, sondern sich nur im Wald versteckt hielt (!), erfährt von dem Tod seiner Mutter (sie wurde im ersten Film geköpft), stülpt sich daraufhin einen Kartoffelsack über den deformierten Kopf und nimmt mit Hilfe diverser Gerätschaften blutige Rache an mehreren Jugendlichen, die zufällig am Crystal Lake Ferien machen. Nur knappe sechs Monate nach dem Kinostart des ersten Teils hatte Miner seinen Film im Kasten.

Wieder klingelte es in den Kassen, eine weitere Fortsetzung bahnte sich an. Sie kam im Sommer 1983 unter dem Titel FRIDAY THE I3TH, Part 3 in die Kinos. Regisseur war neuerlich Steve Miner, der bei der Inszenierung am bewährten Rezept festhielt und lediglich an Jasons Maskierung Hand anlegte - statt des Kartoffelsacks trägt der Teenager-Killer im dritten FRIDAY-Output nun endlich seine berühmte Eishockeymaske. Eine einschneidende Änderung gab es jedoch in formaler Hinsicht: FRIDAY THE I3TH, Part 3 war der erste (und letzte) Film der Serie, der in 3D gedreht wurde. Diese technische Spielerei, mit der Hollywood in den 50er Jahren versuchte, dem Fernsehen die Zuschauer abspenstig zu machen, wurde Anfang der 80er Jahre für kurze Zeit wiederentdeckt.

"Still more of the same - only deeper!" "Fangoria" über FRIDAY THE 13TH, Part 3 (3D)

Allerdings krankte das 3D-Revival an unausgereiften Aufnahmetechniken und ideenlosen Regisseuren, denen nichts besseres einfiel, als den 3D-Effekt dazu zu nutzen, den Zuschauer mit allerlei Gegenständen zu bombardieren (in FRIDAY u.a. mit einem menschlichen Auge!). Eine schmalbrüstige Story ließ sich mit solchen Mätzchen natürlich nicht kaschieren. Folgerichtig überschrieb das amerikanische Horror-Magazin "Fangoria" seinen FRIDAY-Bericht mit "Still more of the same - only deeper!"

Anderthalb Jahre nach dritten Film machte Jason Vorhees die Leinwand erneut unsicher in FRIDAY THE 13TH, Part 4: THE FINAL CHAPTER. Auf eine nennenswerte Handlung wurde aus Gewohnheitsgründen verzichtet, dafür stockte man die Zahl der Opfer auf und überließ die Beseitigung des Boogieman zur Abwechslung mal einem Vertreter des männlichen Geschlechts. Verkörpert wurde Jason in THE FINAL CHAPTER von dem Stuntman Ted White, der sich noch lebhaft an ein Ereignis abseits der Dreharbeiten erinnern kann: "Eines Abends, ich hatte gerade gegessen, machte ich mich auf den Weg zurück zum Drehort. Wir drehten Jasons Sterbeszene, darum hatte ich die Hockeymaske nicht auf. Da war aber immer noch eine große klaffende Wunde auf meiner Stirn, die von einem Axthieb herrührte, den Jason im Film abbekommen hatte. Anstatt die Abkürzung durch den Wald zu nehmen, entschied ich mich dafür, den Highway langzumarschieren. Dabei stieß ich auf ein paar Typen, die in einem Auto saßen und tranken. Sie stiegen aus und kamen auf mich zu. Als sie mich genauer ansahen fingen sie plötzlich an zu schreien und rannten in den Wald, als ob der Teufel hinter ihnen her wäre. Das war vielleicht ein komischer Anblick."

Dem FINAL CHARTER folgte 1985 A NEW BEGINNING. Einigen Horrorfans wurde es nun aber zu bunt. Nicht nur, daß ihnen ständig dieselbe Story aufgetischt wurde und Jason mittlerweile vom verkrüppelten Jugendlichen zur unzerstörbaren Mordmaschine mutiert war, nun sollte plötzlich auch noch der vierte Film nicht das letzte Kapitel der Schlitzer-Saga gewesen sein, obwohl genau das auf dem dazugehörigen Werbeplakat gestanden hatte. "Das war der Punkt, an dem sich manche sagten: 'Schau sie dir an! Zuerst machen sie THE FINAL CHARTER, dann kommen sie mit A NEW BEGINNING und auf die Tour werden sie jetzt ewig weitermachen.' Diese Leute wandten sich nun von der Serie ab", erklärt Frank Mancuso Jr. den Umstand, daß keiner der folgenden Filme je wieder so viel Geld einspielte wie die Teile 3 und 4.

In Szene gesetzt wurde FRlDAY THE 13TH, Part 5: A NEW BEGINNING von Danny Steinmann. Daß es hinter den Kulissen eines FRIDAY-Films ebenso makaber zugehen kann wie davor, mußte im übrigen  Richard Wieand erfahren, als er für den Part des Jason vorsprach und von Regisseur Danny Steinmann aufgefordert wurde, er solle auf einen leeren Tisch starren und sich vorstellen, sein Sohn liege darauf – zerstückelt! Wieand starrte und bekam den Job.

1987 wurde die FRIDAY-Reihe um die Filme FRIDAY THE I3TH, Part 6: JASON LIVES (in dem ursprünglich Jasons Vater auftreten sollte) und FRIDAY THE I3TH, Part 7: THE NEW BLOOD erweitert. In FRIDAY THE 13TH, Part 8: JASON TAKES MANHATTEN - von Regisseur Rob Hedden binnen acht Wochen an Schauplätzen in New York und Vancouver heruntergekurbelt - setzt Jason Vorhees erstmals seinen Fuß in eine Großstadt, wo er unter Polizisten, Hinterhofgangstern und Kanalarbeitern aufräumt. Wie allen vorangegangenen Filmen drohten auch FRIDAY THE I3TH, Part 8 empfindliche Schnittauflagen seitens der amerikanischen Kontrollinstanz MPAA, weshalb Hedden von besonders gefährdeten Splatter-Szenen jedesmal eine harmlosere Zweitversion drehte, die notfalls zum Zuge kommen sollte. Trotzdem konnte und wollte Hedden nicht ganz auf Blut verzichten, denn "wir drehen hier schließlich keinen Fernsehfilm."

Nach Teil 8 war erst einmal Schluß mit FRIDAY THE I3TH. Paramount Pictures, die die Serie seit Teil 2 produzierten, hielten die "Irrer-macht-Jagd-auf-Teenies"-Masche für ausgereizt und verzichteten auf jede weitere Fortsetzung. Kane Hodder, Jason in Teil 7 und 8, war indes felsenfest davon überzeugt, daß es einen neunten Film gehen würde. Er sollte recht behalten... New Line Cinema, die 1991 ihren Serienkiller Freddy Krueger (vorerst) begraben hatten, wollten FRIDAY THE 13TH wieder aufleben lassen. Sie holten Sean Cunningham als Produzenten zurück, vertrauten dem Debütanten Adam Marcus die Regie an und am 20. Juli 1992 surrten wieder die Kameras. Wie die acht FREITAGE davor ist auch FRIDAY THE 13TH, Part 9: JASON GOES TO HELL nur ein weiterer kleiner Film über das Töten. Allerdings haben die Drehbuchautoren Dean Lorcy und Jay Huguely der bekannten Geschichte eine ganz neue Dimension verliehen. Jason stirbt diesmal nämlich schon wenige Minuten nach Beginn des Films im Kugelhagel eines SWAT-Teams, lediglich sein Geist bleibt am Leben.

Der schlüpft nun von einem Körper zum anderen und begeht seine Morde 121-141, wie die "Fangoria"-Redaktion akribisch genau ermittelt hat. Am Ende dieses neuerlichen Blutbades soll nach Jasons Willen seine Wiedergeburt stehen. Dazu muß er aber unbedingt seinen Geist in den Körper des Kindes seiner Nichte transferieren, ein Vorhaben, das natürlich mißlingt. Zuguterletzt fährt Jason titelgerecht zur Hölle. Ob er dort bleibt ist fraglich, denn wie eingangs erwähnt hat New Line Cinema bereits einen neuen Film angekündigt, in dem Jason gegen keinen Geringeren als Freddy Krueger antreten soll. Shit happens!

Literaturhinweis:

  • "Starting Work on a Friday" von Marc Shapiro, "Gorezone" Nr. 26, 1993
  • "Alles über Jason" von Rolf Mahler, "Cygnus Horror-Line" Nr. 14, Juli 1988

Dieser Artikel erschien in Spookie Nr. 0, Januar 1996