Invasion der Außerirdischen - Impressionen einer Ausstellung
von Ivo Scheloske
Sonntag, 26.11.1995, 09.30 Uhr. Eigentlich sollte dies einer meiner freien Sonntage sein, und nun ist es doch wieder nichts mit ausschlafen. Mit vier Freunden befinde ich mich auf dem Weg zum Frankfurter Messegelände, um mir dort die größte (und wohl auch teuerste) Ausstellung über/von Filmmonstern anzuschauen.
Schon von weitem schallt einem die Fanfare aus JURASSIC PARK entgegen - das macht Laune. Schnell noch die Formalitäten mit der Kasse geklärt und hinein ins Vergnügen. Wird man zuerst noch recht irdisch von einem Imbiß- sowie einem Merchandising-Stand empfangen, sieht man sich recht schnell mit Sauriern und Drachen konfrontiert, die direkt daneben die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich lenken. Urzeitliche Pflanzen, moosbewachsenes Felsgestein und eine stimmungsvolle rotgrüne Ausleuchtung lassen einen bald vergessen, daß sich direkt hinter des Besuchers Rücken die Leute profan mit Kaffee und belegten Brötchen verköstigen.
Gleich daneben ein abgestürztes Raumschiff im Wüstensand. Ein paar Meter weiter kann man Guyver-Units in Federation-Anzügen bestaunen, die sich über zwei Gleiter hermachen. Gegenüber dann der Kriegsschauplatz Detroit: Ein zertrümmerter Wagen, Gesteinsreste und Trümmerstücke. Und mitten drin: ROBOCOP.
Mühe gegeben haben sich die Veranstalter auf jeden Fall, was die Kulissen zu den einzelnen Figuren betrifft. Diese stehen nicht etwa sinnlos in der Gegend herum, sondern werden in passende Sujets gesteckt, wobei man auch den Mut hatte, die Modelle in einigen Fallen aus ihren bekannten "Welten" herauszuholen, um sie in eigens entworfene Dioramen zu integrieren. Beeindruckendstes Beispiel: der Pumpkinhead, der auf irgendeinem weit entfernten Planeten von zwergenwüchsigen Mönchen (hier kamen auch die Jawas aus STAR WARS zum Einsatz) als Gottheit verehrt wird.
Außer der unheimlichen Geräuschkulisse (Mönchsgebete, Frauengeschrei, Glockenläuten) fiel gerade hier die meisterhafte Arbeit des Salzburger Kunstmalers G. Klingensberger auf. Auf über 1500 qm Leinwand schuf er die Gemälde, die dem Besucher die Illusion von unendlicher Weite im Weltall, von riesigen Tempeln oder nächtlichen, futuristischen Straßenzügen vortäuschen.
Klarer Höhepunkt der Ausstellung ist die 5,5 m große ALIEN-Queen, die in einem Raumschiff auf neue Opfer wartet (die alten hängen bereits eingesponnen an den Wänden). Hier wurde nicht gespart, das Interieur des Raumschiffs trägt ganz klar Gigers Handschrift, ist genauso dreckig und düster wie das Raumschiff aus dem dazugehörigen Spielfilm und wird - das darf natürlich nicht fehlen - von Trockeneis-Nebelschwaden durchzogen.
Ganz klar, die Brüder Prenner haben keine Kosten und Mühen gescheut, den Fans ein tolles Erlebnis zu bereiten. Über eine Million betrug die Versicherungssumme allein für die ALIEN-Queen! Man fühlt sich fast an "Holiday on Ice" erinnert, wenn man erfährt, daß u.a. 11 Sattelzüge, zwei Spezialanhänger und ein Autotransporter vonnöten waren, um einen sicheren Transport der wertvollen Ausstellungsstücke zu garantieren.
Tourdaten:
16.12.95 - 07.01.96 München
12.01.96 - 14.01.96 Innsbruck
02.02.96 - 04.02.96 Saarbrücken
16.02.96 - 18.02.96 Salzburg
08.03.96 - 10.03.96 Graz
22.03.96 - 24.03.96 Leipzig
05.04.96 - 08.04.96 Erfurt
19.04.96 - 21.04.96 Stuttgart
26.04.96 - 28.04.96 Berlin
Dieser Artikel erschien in Spookie Nr. 0, Januar 1996
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